Studienblog

Wie die Persönlichkeit den Studienerfolg beeinflusst

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Sobald man einen abgeschlossenen Bachelor oder Master hat, ist das Abiturzeugnis für die allermeisten Arbeitgeber uninteressant. Es geht zum Teil soweit, dass bei Bewerbungen gar nicht nach dem Abiturzeugnis gefragt wird. Wichtig sind nur die aktuellen Zeugnisse. Gute Noten im Studium zu haben, ist für die Karriere also wichtiger als ein gutes Abiturergebnis. Das Leben scheint hier mal wieder mit seiner gesammelten Ironie zuzuschlagen. Man rackerte sich für das Abitur jahrelang ab und am Ende interessiert es keinen. Als Student sollte man also an möglichst guten Noten beim jeweils finalen Abschluss interessiert sein.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, welche die Determinanten von guten Noten im Studium sind. Als wichtigster Faktor wurde über viele Jahre die kognitiven Fähigkeiten, also die Intelligenz, genannt. Aber was ist mit Fleiß und Anstrengung, wird der ein oder andere nun einwerfen wollen. Das Gleiche haben sich die Forscher gefragt und heute ist ein weiterer Faktor bekannt, der genauso einflussreich ist wie die Intelligenz, die Persönlichkeit.

Gute Noten und die Persönlichkeit

Forscher von etlichen Universitäten in der gesamten Welt und auch in Deutschland haben den Einfluss der Persönlichkeit auf die Noten und Leistungen von Studenten erforscht. Dank dieser sehr guten Datenlage kann heute mit sehr hoher Sicherheit der Effekt der Persönlichkeit auf die Studentenleistung beziffert werden. Zu 7 bis ca. 13 Prozent können die Noten eines Studenten auf dessen Persönlichkeit zurückgeführt werden (Komarraju et al. 2009; Komarraju et al. 2011; Noftle und Robins 2007; Trapmann et al. 2007; Vedel 2014). Im ersten Moment hört sich dies nach nicht viel an. Bedenkt man allerdings, wie viele Faktoren den Notenerfolg beeinflussen (die Lebenssituation, die Wohnsituation, wie gut einem das Prüfungsfach allgemein liegt, welches Geschlecht man hat, wie der Professor drauf ist, welchen Bildungshintergrund die Eltern haben - man selbst hat, wie viel Geld einem zur Verfügung steht, usw. – die Liste ist quasi endlos) dann sind 7 bis 13 Prozent viel und in der psychologischen Forschung sowieso.

Welche Persönlichkeitszüge beeinflussen die Noten im Studium?

Die Persönlichkeit wird in der professionellen Psychologie in 5 große Dimensionen/Persönlichkeitszüge unterteilt. Das Konzept nennt man auch Big Five, Big 5 oder Ocean. Es ist jeweils das Gleiche gemeint. Beim Big Five Persönlichkeitskonzept ist die für gute Noten im Studium relevante Dimension Gewissenhaftigkeit. Je gewissenhafter, desto besser. In vielen Ländern konnte dieser Zusammenhang repliziert werden (Trapmann et al. 2007). Man kann hier also von gesichertem Wissen ausgehen. Auch unser Test gehört natürlich zu den Big Five Persönlichkeitstests und bewertet deine Persönlichkeit unteranderem in der Dimension Gewissenhaftigkeit.

Wie beeinflusst die Persönlichkeit die Noten?

Persönlichkeit ist letztlich nichts anderes als eine Zusammenfassung typischer Verhaltensweisen einer Person. Auch die Big Five Dimension Gewissenhaftigkeit beschreibt letztlich nur typische Verhaltensweisen. Hier reicht ein Blick, um zu verstehen, warum gewissenhafte Menschen bessere Noten an der Universität erhalten. Menschen mit hoher Gewissenhaftigkeit streben nach Erfolg im Allgemeinen und damit auch bezüglich guter Noten im Studium. Das Anstreben von Erfolg ist natürlich alleine nicht ausreichend. Gewissenhafte Menschen zeichnen sich darüber hinaus durch eine hohe Selbstdisziplin aus. Sie halten also auch dann durch, wenn es unangenehm wird. Zum Beispiel, wenn man sich zum Lernen hinsetzt, anstatt feiern zu gehen. Sie sind außerdem planvoller. Sie fangen also nicht erst kurz vor der Klausur an, zu lernen. Außerdem haben gewissenhafte Menschen stärkeres Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Sie gehen also selbstbewusst in eine Klausur. Dank vieler Studien weiß man heute, dass alleine die Überzeugung, ein Thema zu beherrschen, sich positiv auf das Testergebnis auswirkt.

Es ist dabei übrigens relativ unerheblich, welche Ausprägung die Person in den restlichen Big Five Persönlichkeitsdimensionen aufweist. In manchen Studien wird noch für die Big Five Dimension Offenheit für Erfahrung ein Effekt auf die Studienleistung gefunden. Allerdings sind die Forschungsergebnisse hier nicht einheitlich genug.

Welcher Studiengang passt zu dir – Unser Studiengangstest!

Die Persönlichkeit beeinflusst nicht, ob du gute Noten an der Uni hast, sondern auch, welches Fach einem liegt. Bestimmte Persönlichkeiten passen zu bestimmten Studienfächern besonders gut. Es zeigt sich, dass Angehörige eines Studienfaches eine gewisse Homogenität bezüglich ihrer Persönlichkeit aufweisen. Sie ähneln sich also. Basierend auf der typischen Persönlichkeit eines Studienfaches haben wir unseren Studiengangstest entwickelt. Der Test berechnet, zu welchen Studienrichtungen deine Persönlichkeit am besten passt.

Der Sinn eines Persönlichkeits- Studiengangstests

Ein Studienwahltest auf Basis der Persönlichkeit ist deshalb sinnvoll, da diese ein relativ stabiler Faktor ist. Die Persönlichkeit ändert sich ab ca. dem 18 Lebensjahr nur wenig. Die meisten Studiengangstests basieren allerdings auf Interessen und Fähigkeiten. Interessen sind allerdings einem starken Wandel unterworfen. Die wenigsten haben Anfang 20 die gleichen Hobbies wie Ende 20. Ein entsprechender Studiengangstest würde somit Anfang und Ende 20 sehr unterschiedliche Testergebnisse hervorbringen.

Andere Studienwahltests basieren auf Fähigkeiten. Grundsätzlich ist dieser Ansatz sicherlich gehaltvoller als ein interessengeleiteter Studiengangstest, da Fähigkeitsdefizite in z.B. Mathematik sich in aller Regel im Laufe des Lebens nicht mehr ausreichend stark ändern, als dass man mit einem Mathematikstudium noch glücklich werden würde. Die Anzahl nichtmathematischer Studiengänge ist allerdings hoch, hier stößt ein auf Fähigkeiten basierender Studiengangstest an seine Grenzen.

Ein Studiengang-Persönlichkeitstest wählt einen ganz anderen Ansatz und folgt dabei dem Grundsatz, dass ein Studiengang dir dann gefallen sollte, wenn Studenten mit ähnlicher Persönlichkeit den Studiengang ebenfalls studieren und gut finden.

Literaturverzeichnis

Komarraju, Meera; Karau, Steven J.; Schmeck, Ronald R. (2009): Role of the Big Five personality traits in predicting college students' academic motivation and achievement. In: Learning and individual differences 19 (1), S. 47–52.

Komarraju, Meera; Karau, Steven J.; Schmeck, Ronald R.; Avdic, Alen (2011): The Big Five personality traits, learning styles, and academic achievement. In: Personality and individual differences 51 (4), S. 472–477.

Noftle, Erik E.; Robins, Richard W. (2007): Personality predictors of academic outcomes. Big five correlates of GPA and SAT scores. In: Journal of personality and social psychology 93 (1), S. 116.

Trapmann, Sabrina; Hell, Benedikt; Hirn, Jan-Oliver W.; Schuler, Heinz (2007): Meta-analysis of the relationship between the Big Five and academic success at university. In: Zeitschrift für Psychologie/Journal of Psychology 215 (2), S. 132–151.

Vedel, Anna (2014): The Big Five and tertiary academic performance. A systematic review and meta-analysis. In: Personality and individual differences 71, S. 66–76.