Die Idee hinter unserem Paartest ist, dass sich Gleiches anzieht und eben nicht Gegensätze. Diese Annahme wird von der bisherigen Forschung in diesem Bereich gestützt. So konnten Bahns, Crandall, Gillath und Preacher (2017) zeigen, dass Menschen bereits zu Beginn einer Partnerschaft, in der Phase des Kennenlernens, vor allem auf Ähnlichkeiten achten. Auch in einer Beziehung scheint die Persönlichkeit ein wichtiger Faktor zu sein. Gonzaga, Carter und Galen Buckwalter (2010) fanden in ihrer Studie heraus, dass die Persönlichkeitsähnlichkeit bzw. Persönlichkeitskongruenz unter den untersuchten Faktoren am besten die Zufriedenheit in einer Ehe vorhersagt. Selbst wenn wir den idealen Partner beschreiben sollen, ist dessen Persönlichkeit unserer meist ähnlich (Buston & Emlen, 2003). Wir wollen mit unserem Paartest versuchen, die bisherigen Ergebnisse zu replizieren sowie einen Maßstab erstellen, welcher Grad der Paarähnlichkeit für eine Beziehung optimal ist. Dank bisherigen Studien kann gefolgert werden, dass Testergebnisse, die größer als 0,25 sind, auf eine gute Persönlichkeitspassung eines Paares schließen lassen.
Die Ergebnisse unterschiedlicher Studien weisen darauf hin, dass sich die Persönlichkeit bei Paaren stärker ähnelt als bei Nichtpaaren. Diese Ähnlichkeit entwickelt sich nicht erst, sondern besteht bereits, noch bevor sich die zukünftigen Partner kennenlernen. Die Persönlichkeit der Partner bleibt also von der Partnerschaft unbeeinflusst. Paare zeigen eine Persönlichkeitsähnlichkeit in den Dimensionen "Offenheit für Erfahrungen", "Gewissenhaftigkeit" und "Verträglichkeit von ca. r= 0,3. Die Persönlichkeiten stimmen also innerhalb dieser Dimensionen zu ca. 10 Prozent (r²); überein. Bei besonders erfolgreichen Paaren (Beziehungsdauer länger ca. 40 Jahre) liegt die Ähnlichkeit sogar noch höher mit r= 0,39, was einer Persönlichkeitsübereinstimmung von ca. 16 Prozent (r²) entspricht. Besonders große Ähnlichkeit bei Paaren besteht hierbei stets in der Dimension "Offenheit für Erfahrung". Die Zufriedenheit in einer Partnerschaft wird von der Persönlichkeit ebenfalls beeinflusst. Zu 10 Prozent ist diese von der Persönlichkeitsähnlichkeit eines Paares abhängig. Liegt ihr Paartestergebnis nahe 0,3, wird Ihnen die Persönlichkeit keinen Strich durch die Partnerschaftsplanung machen!
Es existieren zahlreiche Studien, die belegen, dass ähnliches Aussehen sowie ähnliche demografischen Eigenschaften (Alter, Bildungsgrad, Abstammung) wichtige Faktoren in der Partnersuche sind (Gonzaga et al., 2010). Auch die Persönlichkeit spielt eine wichtige Rolle. Also ob Paare mit besonders hoher Persönlichkeitsähnlichkeit, man spricht hier auch von Persönlichkeitskongruenz, besonders lange zusammenbleiben und eine besonders hohe Beziehungszufriedenheit haben.
Die Studie von Rammstedt und Schupp (2008) beschäftigt sich mit der Frage, ob sich Paare in den Big-Five Persönlichkeitsdimensionen ähneln. Hierfür konnten sie auf eine Stichprobe von 6904 Probanden zurückgreifen, die an der SOEP-Studie teilgenommen haben. Die SOEP-Studie ist eine sogenannte Panelstudie. Das heißt, dass jedes Jahr möglichst die gleichen Personen befragt werden. Im Jahr 2005 wurden unteranderem die Big-Five anhand des BFI-Tests gemessen. Der BFI wurde ebenfalls zur Validierung des IPIP-D-120 auf deineTests genutzt. In dieser Studie zeigten sich im Mittel mittelstarke Korrelationen in den Persönlichkeitsdimensionen "Verträglichkeit" (r= 0,25), "Gewissenhaftigkeit" (r= 0,31) und "Offenheit für Erfahrung" (r= 0,33). In den Dimensionen Neurotizismus (r= 0,15) und Extraversion (r= 0,1) hingegen fand man nur schwache Korrelationen. Praktisch bedeutet dies fürs Erste nur, dass eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Persönlichkeiten von Partnern existiert und dass es vor allem auf die Ähnlichkeit in den Dimensionen "Offenheit für Erfahrung", "Gewissenhaftigkeit", und "Verträglichkeit" ankommt. Rammstedt und Schupp (2008) analysierten ihre Daten darüber hinaus in Bezug auf die Beziehungsdauer. Interessanterweise zeigte sich hier, dass je länger ein Paar bereits zusammen war, desto ähnlicher waren sich diese in ihrer Persönlichkeit. Paare die über 40 Jahre zusammen waren, zeigten bezüglich der Persönlichkeitsdimension "Offenheit für Erfahrung" eine Korrelation von r= 0,47. Dies gilt in der Psychologie eine sehr hohe Korrelation, die nur in seltenen Fällen beobachtet werden kann. Die Werte sind kompakt in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Persönlichkeitsdimension | Korrelation (r) | Korrelation (r) – Beziehungsdauer über 40 Jahre |
---|---|---|
Offenheit für Erfahrung | 0,33 | 0,47 |
Gewissenhaftigkeit | 0,31 | 0,40 |
Verträglichkeit | 0,25 | 0,32 |
Neurotizismus | 0,15 | 0,19 |
Extraversion | 0,1 | 0,13 |
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In einer weiteren Studie unter Beteiligung von Rammstedt (Rammstedt, Spinath, Richter & Schupp, 2013) nutze man die gleiche SOEP-Stichprobe, um den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitskongruenz und Beziehungsdauer zu untersuchen. In diesem Fall nahmen 4308 Probanden an der Studie teil, von denen sich 199 Paare im Studienzeitlauf trennten. Die Persönlichkeit wurde in einem Abstand von 4 Jahren (2005 und 2009) erhoben. Außerdem wurde jährlich bis 2010 der Beziehungsstatus abgefragt. Hier ergab sich, dass Paare, die über den gesamten Erhebungszeitraum zusammengeblieben sind von solchen Paaren, die sich getrennt haben, nur in der Dimension "Offenheit für Erfahrung" signifikant unterschieden. Dieser Unterschied allerdings ist hoch mit r= 0,18. Stabile Paare ähnelten sich in der Persönlichkeitsdimension mit einer Korrelation von r= 0,29, instabile Paare hingegen nur mit r= 0,11. Da die Studie zwei Messzeitpunkte hatte, konnte darüber hinaus geprüft werden, ob sich die Persönlichkeit bei Paaren mit der Zeit angleicht. Dies konnte nicht bestätigt werden. Tatsächlich hatte sich die Persönlichkeit der Partner beinahe gar nicht verändert. Die Studie von Rammstedt et al. (2013) gibt also Hinweise darauf, dass zumindest die Persönlichkeitsdimension "Offenheit für Erfahrung" geeignet ist, um die Beziehungsdauer vorherzusagen. Außerdem gibt sie Hinweise darauf, dass die sich die Persönlichkeit von Paaren nicht über die Zeit angleicht, sondern konstant bleibt. Allerdings hat die Studie einige Schwächen. Da alle Paare zum Studienbeginn bereits Paar waren, könnte es sein, dass sich die Persönlichkeitskongruenz innerhalb der ersten Phase der Beziehung entwickelt hat. Außerdem ist immer noch nicht sicher, ob sich Paare in besonderen Maße ähnlich sind oder ob die einzelnen Partner zu Personen aus ihrer Peergroup (ähnliche Interessen/ähnliche demografische Eigenschaften) ebenfalls ähnliche Persönlichkeiten haben sind.
Für diesen Beitrag haben wir uns bisher nur deutsche Studien angeschaut, was sehr erfreulich ist,
da man bei ausländischen Studien nie ganz den Effekt der unterschiedlichen Kulturen herausrechnen
kann. Die nun zitierte Studie ist allerdings aus den USA, wobei sie in ihrer Machart viele Fragen
beantworten kann, die ansonsten komplett offengeblieben wären. Die Studie von Gonzaga et al. (2010)
hat den besonderen Charme, dass sie Messungen von Paaren beinhaltet, noch bevor diese sich überhaupt
kennenlernten. Nun wie konnten Gonzaga et al. (2010) dieses Kunststück vollbringen? Die Antwort findet
man in einer Ausprägung des modernen Partnerfindungsprozesses, dem Online-Dating. Den Studienmachern
lagen Daten der US-Partnerbörse eHarmony vor. eHarmony hat sich auf das Vermitteln von langfristigen
Partnerschaften spezialisiert. Zu Registrierung gehört bei der Partnerbörse das Ausfüllen eines
Fragebogens dazu. In diesem werden Interessen, aktuelle Emotionen und die Persönlichkeit gemessen.
Auch wenn dieser Fragebogen nicht konkret auf die Big-Five aufbaut, ist er geeignet, um die
Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen als Marker zu messen. So lagen schließlich Daten von 417
Personen vor, die sich auf eHarmony kennengelernt haben und schließlich geheiratet haben. Die
Kooperation mit eHarmony ermöglichte die Frage zu klären, ob es wirklich die Persönlichkeitskongruenz
ist, die eine Partnerschaft befördern oder ob sich die Kongruenz innerhalb der ersten Beziehungsphase
entwickelt. Auch konnte geprüft werden, ob sich die Persönlichkeitskongruenz von Paaren eindeutig
von der Kongruenz der einzelnen Partner zu ihrer Peergroup unterscheidet. Zur Beantwortung der
Fragen wurde die durchschnittliche Korrelation bzw. das durchschnittliche Bestimmtheitsmaß (r²)
der einzelnen Partner zu allen anderen Personen, die in der Studie berücksichtigt wurden berechnet.
Es wurde also die Persönlichkeitsähnlichkeit der Partner zu letztendlich zufällig ausgewählten
Personen berechnet. Somit konnte verglichen werden, ob sich die Persönlichkeitskongruenz der
Paare signifikant von der Persönlichkeitskongruenz der einzelnen Partner zu zufällig ausgewählten Personen unterscheidet.
Dies war den Machern allerdings nicht genug. Sie berechneten den gleichen Kennwert nicht nur
für zufällig ausgewählte Personen, sondern auch zu solchen, die vom eHarmony-Partneralgorithmus
als mögliche Partner den Probanden vorgeschlagen wurden. Somit konnte die Persönlichkeitskongruenz
von Paaren mit der Persönlichkeitskongruenz der einzelnen Partner zu vorgeschlagenen Personen, also ihrer
konkreten Peergroup, verglichen werden.
Dank dieser durchaus komplexen Berechnungen konnten die Studienleiter genau bestimmen, ob sich
die Persönlichkeit der Probanden vor und nach dem Kennenlernen ihres zukünftigen Ehepartners
unterschieden. Auch konnte geprüft werden, ob die Persönlichkeitsähnlichkeit der Paare wirklich größer als die Ähnlichkeit
zu zufällig ausgewählten Personen oder zu Personen der Peergroup ist. Nicht vergessen darf man,
dass den Forscher die gleichen Ähnlichkeitsdaten für Interessen und momentane Emotionen der Teilnehmer
vorlagen. So konnten sie Gleiches für Interessen und momentane Emotionen prüfen und alle drei Kategorien
Persönlichkeit, Interessen, momentante Emotionen) miteinander vergleichen.
Es zeigte sich, dass sich die Persönlichkeit der Probanden vor und nach Kennenlernen ihrer
späteren Ehepartner nicht geändert hatte. Die Persönlichkeitsähnlichkeit entwickelt sich
also nicht, sonders ist gegeben oder eben nicht.
Außerdem zeigte sich, dass die Kongruenz bei Paaren signifikant höher ist im Vergleich zu
zufällig ausgewählten Personen bzw. Personen ihrer Peergroup. Allerdings gilt dies nur
bezüglich der Persönlichkeitskongruenz und der Interessenskongruenz, nicht für die Emotionskongruenz.
Die Persönlichkeitsähnlichkeit von Paaren ist also größer als bei Nichtpaaren.
Gonzaga et al. (2010) prüften darüber hinaus, ob Persönlichkeitskongruenz ein guter Prädiktor für Beziehungszufriedenheit ist. Hierfür korrelierten sie einfach den jeweiligen Ähnlichkeitsquotienten der Paare mit der Beziehungszufriedenheit. Die Beziehungszufriedenheit wurde zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten gemessen. Heraus kam, dass die Persönlichkeitskongruenz als einzige der drei Bereiche (Persönlichkeit, Interessen, Emotionen) zu allen drei Messzeitpunkten ein signifikanter Prädiktor für Beziehungszufriedenheit ist. Interessens- und Emotionskongruenz sind nur für die letzteren zwei Messzeitpunkten signifikante Prädiktoren. Darüber hinaus ist die Persönlichkeitskongruenz zu allen Zeitpunkten der beste Prädiktor. Die Korrelationen liegen ab dem zweiten Messzeitpunkt bei mindesten r= 0,3 – eine mittelstarke Korrelation. Die Zufriedenheit in einer Partnerschaft wäre damit zu 10 Prozent (r²) auf den Grad der Persönlichkeitsähnlichkeit zurückzuführen
Es verdichten sich die Hinweise, dass Persönlichkeitsähnlichkeit einer Beziehung zugutekommt. Außerdem kann mit hoher Sicherheit gesagt werden, dass sich die Persönlichkeit nicht aufgrund einer Partnerschaft ändert. Der Kreis potenzieller Partner wird also durch die eigene Persönlichkeit stark beschnitten, da bei Unterschiedlichkeit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Partnerschaft sinkt. Erfolgreiche Paare zeigen eine Persönlichkeitsähnlichkeit in den Dimensionen "Offenheit für Erfahrungen", "Gewissenhaftigkeit" und "Verträglichkeit von ca. r= 0,3. Die Persönlichkeiten stimmen also innerhalb dieser Dimensionen zu ca. 10 Prozent (r²) überein. Bei besonders erfolgreichen Paaren (Beziehungsdauer länger als 40 Jahre) liegt die Ähnlichkeit sogar noch höher mit r= 0,39, was einer Persönlichkeitsübereinstimmung von ca. 16 Prozent (r²) entspricht. Besonders große Ähnlichkeit bei Paaren besteht hierbei stets in der Dimension "Offenheit für Erfahrung". Auch die Zufriedenheit in einer Partnerschaft wird von der Persönlichkeit beeinflusst. Zu 10 Prozent (r²) ist diese von der Persönlichkeitsähnlichkeit eines Paares abhängig.
Bahns, Angela J.; Crandall, Christian S.; Gillath, Omri; Preacher, Kristopher J. (2017): Similarity in relationships as niche construction. Choice, stability, and influence within dyads in a free choice environment. In: Journal of Personality and Social Psychology 112 (2), S. 329.
Buston, P. M. & Emlen, S. T. (2003). Cognitive processes underlying human mate choice. The relationship between self-perception and mate preference in Western society. Proceedings of the National Academy of Sciences, 100 (15), 8805–8810.
Gonzaga, G. C., Carter, S. & Galen Buckwalter, J. (2010). Assortative mating, convergence, and satisfaction in married couples. Personal Relationships, 17 (4), 634–644.
Rammstedt, B. & Schupp, J. (2008). Only the congruent survive–Personality similarities in couples. Personality and Individual Differences, 45 (6), 533–535.
Rammstedt, B., Spinath, F. M., Richter, D. & Schupp, J. (2013). Partnership longevity and personality congruence in couples. Personality and Individual Differences, 54 (7), 832–835.